Röhrenwechsel

Wann und warum?
Röhren sind Verschleissteile. In ihnen herrschen sehr hohe Temperaturen, anschließend steht der Verstärker wieder im kalten Keller. Ständige Vibrationen und Erschütterungen durch Transport, wackeligen Bühnenboden und durch die eigenen Lautsprecher zerren im Laufe der Zeit an der empfindlichen Feinmechanik. Das Vakuum lässt nach (die silberne Schicht wird weiss). Ausserdem leidet das Katodenmaterial, besonders bei Unterheitzung beim Einschalten. Gleichrichterröhren sind davon am schlimmsten betroffen. Die Röhren werden mechanisch instabil, dadurch mikrofonisch und können zum Schwingen anfangen.

Die Verstärkungseigenschaften ändern sich, so dass der Sound weicher wird. Ob das als Nachteil empfunden wird ist allerdings reine Geschmackssache und hängt auch vom Verstärker ab. Aber irgendwann wird jeder Verstärker müde und matt wirken. Vergleichbar mit Gitarrensaiten - in den ersten Stunden klingen sie sehr hell, dann folgt eine vergleichsweise lange Zeit in der sich ihr Sound nur langsam zu verändern scheint und irgendwann sind sie nur noch dumpf und reissen leicht.

Kurz gesagt: Abgesehen von der Soundveränderung werden Röhren in ihrer Funktion unzuverlässiger.
Deshalb empfiehlt es sich, den ersten Austausch eher früher zu machen mit dem Hintergrund, die Röhren als Ersatz aufzuheben! Sie passen evtl. auch in einen anderen Verstärker. Ausserdem kann man so auch mal in Ruhe den Soundunterschied zwischen dem alten und neuen Röhrensatz checken und bekommt selbst ein Gefühl dafür, wann's denn das nächste mal wirklich nötig ist und nicht etwa ein "Röhrenservicemann" mein Geld will.

Endstufenröhren
Tubelit übernimmt den Röhrenwechsel natürlich mit Bias Abgleich am Messplatz.

Grundsätzlich kann man Röhren auch selber wechseln, wenn Röhren des gleichen Typs verwendet werden. Ist der Verstärker vor dem Wechsel einwandfrei gelaufen, wird sich die Bias Spannung in einem Bereich bewegen, in dem keine Probleme zu erwarten sind. Früher fanden auch keine gematchten Röhrensätze in Gitarrenverstärkern Verwendung, obwohl aus dieser Zeit aber die genialen Gitarrensounds stammen, denen wir alle hinterher laufen!?

Trotzdem ... bei einem gematchten Satz Röhren und abgeglichener Bias Spannung holt man ein Optimum an Leistung und Sound aus dem Verstärker!

Bias Spannung
Die Bias Spannung kann man sich wie das Standgas für die Leerlaufdrehzahl eines Motors vorstellen. Ein Minimum an Gas ist nötig damit der Motor rund läuft. Dieser Betrag an Gas muss auch noch dann vorhanden sein, wenn man den Fuß ganz vom Gaspedal nimmt.

Damit die Endstufe nun "rund läuft", ist ein bestimmter Betrag an Gittervorspannung nötig. Wenn die Bias Spannung zu hoch ist (negative Spannung, gemeint ist ihr Betrag!) und man z.B. einen Ton ausklingen lässt, ist er nach dem Anschlag zunächst sauber. Zum Ausklang hin aber könnte er "abbröseln", also verzerrt klingen und auch früher aufhören, obwohl die Gitarrensaite noch schwingt.

Ist die Bias Spannung zu niedrig (Standgas zu hoch), sind die Röhren schon im Stress bevor man überhaupt einen Ton gespielt hat und sie verschleissen schneller. Der Verschleiss ist aber noch das kleinere Übel. Wenn die zu heissen Röhren z.B. auf einer heissen Bühne ihre Wärme schlechter abgeben können, und viel leisten müssen, ist wenige Sekunden später Feierabend!

Gematchte Röhren
Durch Herstellungstoleranzen verarbeiten Röhren das selbe Signal unterschiedlich. Vergleichen wir's wieder mit dem Auto:
Der Wagen kommt am schnellsten vorwärts, wenn die Räder auf beiden Seiten gleichstark antreiben. Andernfalls zieht er nach einer Seite.

In einer Endstufe, wo sich mehrere Röhren die Verarbeitung des Gitarrensignals teilen, ist die Verstärkung am effektivsten und saubersten, wenn die Röhren möglichst gleiche Eigenschaften (Steilheit) aufweisen. Positive und negative Halbwellen sollen in gleicher Weise verstärkt werden. Röhren werden dazu in einem aufwändigerem Messverfahren zu Paaren, Quartetten oder Sextetten selektiert und sind deshalb verständlicherweise etwas teurer.

Röhren anderen Typs
Bei Vorstufenröhren lohnt sich, insbesondere für High Gain Sounds, die Mehrausgabe für eine rauscharme Version der 12AX7 Röhre, die im Signalweg ganz vorne sein muss, sonst macht sie keinen Sinn.
Grundsätzlich kann man ohne technische Probleme 12AX7- und 12AT7-Röhren gegeneinander tauschen. Die 12AT7 hat eine geringere Verstärkung und steuert die nächste Röhre im Signalweg nicht so stark an. Grob als Richtwert gesagt - es lässt sich mit ihr High Gain nicht so gut produzieren, Clean wird eher cleaner, möglicherweise fehlt aber dann der Punch. Eine luftigere Wirkung wird sie für's Reverb oder den Effektweg haben und als Treiberstufe bleibt die Endstufe cleaner.
Sollen andere Endstufenröhren, beispielsweise anstatt EL34- ,6L6- Röhren für einen weicheren Sound Verwendung finden, ist eine Anpassung der Gittervorspannung und Schirmgittergegenkopplung unumgänglich! Ob und was im Verstärker verändert werden muss, ist Sache des Fachmannes.

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